menschen treffend: michael

„Schon wieder Faschismus! Schon wieder Faschismus!“ schreit Michael laut in die Welt. Schon wieder diese Wut. Michael wirkt fast aggressiv und das ist etwas, das er so gar nicht an sich mag, so ist er eigentlich nicht. So ist er nicht. Denkt er. Sein hagerer Körperbau, das sanfte Lächeln, der Pferdeschwanz, der seine blonden Haare zusammenhält, die wehende Kleidung, die ihn umhüllt, sein ganzes Erscheinungsbild zeigt das. Es gibt Menschen, mit denen er sich auch metaphysisch verbunden fühlt, die in ihm und seiner Softheit (You know, die feminine Seite) eher eine Art Jesusfigur sehen. Naturverbunden, open-minded, aufnahmefähig für das Spirituelle, das alle Lebewesen umgibt. Das war nicht immer so, er war ein schwieriger Jugendlicher, starker Kiffer, gewalttätig, aber mit seiner Vergangenheit hat er sich ebenso versöhnt wie mit allen, die er verletzt hat. Das liegt hinter ihm und vor ihm liegt nur offen das totale Jetzt, in dem er in jeden neuen Tag hineinlebt. 
Michael ist übrigens Musiker, das heißt, er verdient seinen Lebensunterhalt – er braucht ja nicht viel – mit seiner Musik, seinem Instrument, der Querflöte, oder mit Trommel-Workshops, die er an seinem geerbten Bauernhof in sommerlichen Vollmondnächten beim Lagerfeuer gibt. Äußerst privilegiert, dass er sein Leben so leben kann. 
Michael steht übrigens am Heldenplatz, 5.000 Menschen waren bei der Demonstration angekündigt, von den üblichen Verdächtigen, also den Mainstream-Medien, aber es sind sicher mehr, wahrscheinlich 30.000, die Veranstalter sprechen schon von 100.000, auf jeden Fall sehr viele. Und Michael wollte sich das mal anschauen, ist dafür – und um seine Freunde wieder zu treffen – extra aus Kärnten angereist, und ist mittlerweile schon mittendrin, in dieser schönen Vielfalt von Menschen. Ein erhebendes Zusammenkommen von Individuen, die die Dinge ähnlich sehen, wie er, Michael, man kann ruhig „Du“ sagen. Und schon ist er Teil dieser vielen Menschen, die für ihre Freiheit auf die Strasse gehen, es geht gegen die Maßnahmen der Regierung, die mit Zwang sein Leben einschränken wollen, also mit Kontaktbeschränkungen und der Verpflichtung sich zu impfen. Maulkörbe soll man ständig anlegen, nicht anderes sind diese FFP2-Masken. Das geht zu weit. Es herrscht nämlich, laut Michael, nicht die Pandemie, sondern eine Unkultur, die bald in Faschismus abzugleiten droht. Es geht nicht darum „Wellen“ zu brechen, sondern die Menschen an sich, davon ist Michael überzeugt. Dagegen wird versammelt und marschiert, an diesem schönen Samstag, die Sonne zeigt sich, wie ein Zeichen. 
In der ersten Reihe stehen die Rechtsextremen, aber Michael hat sich davon schnell distanziert, er läuft ein paar hundert Meter weiter hinten mit seinem Schild auf dem einfach nur „Come Together“ steht, Beatles-Zitat, aber so so passend, gerade in unserer Zeit. Das Schild zeigt, dass er sich doch etwas vorbereitet hat. Auf seiner Jacke prangt ein Davidstern mit dem Schriftzug „ungeimpft“,  hat er vorhin von einem freundlichen Mitvierziger geschenkt bekommen, auch wenn er das in dieser Kombination nicht ganz gutheißt, trägt er ihn doch aus Solidarität für die Opfer des nationalsozialistischen Regimes, das soviele Opfer forderte. Und geht den Weg mit, über die Ringstraße Richtung zweiter Bezirk. Und Michael hat seine Trommel dabei, für die Stimmung, für den Spirit, damit man sich gemeinsam einschwingen kann auf diesem wichtigen Weg. Ganz klar und offen und demokratisch natürlich gegen die totalitären Maßnahmen einer Marionetten-Regierung, die längst schon von woanders gelenkt wird. 
Als er von einem Reporter angesprochen wird, lächelt er freundlich in die Kamera. „Wer weiß das schon? Weißt du es? Man hört ja einiges, wenn man auf den richtigen Kanälen unterwegs ist. Ich würde mich nicht festlegen wollen, ob es die Bilderberger, die Freimaurer oder eine andere Elite ist. Ich weiß nur, die Liebe wird siegen, denn wir sind viele.“ 
Das wird natürlich nicht gesendet werden, sowas kommt in den Mainstream-Medien nicht vor. Die Infos, die er hat, erfährt man nur unter der Hand, in der Hand, in den richtigen Channels am Smartphone, im Internet. Da liest man, dass die Impfung eben nicht wirkt und schützt,  von den ganzen Schäden, die diese Impfung anrichtet („Menschen sterben täglich“), ganz logisch, dass die ganzen Folgen noch gar nicht absehbar sind. Ganz ehrlich, Michael sieht all das, was gerade abgeht, repressive Verunsicherung, davon lässt er sich nicht unterdrücken, lieber ist er achtsam, primär sich gegenüber und seiner Umwelt. Michael hat gelernt, dass es unglaublich wichtig ist, auf sich zu schauen, erst von sich kann man ausgehen zu etwas Größerem. Das wirkt. Michael war schon lange nicht mehr krank, zumindest kann er sich nicht daran erinnern, seit er seine Ernährung vollständig vegan gestaltet, auf viel Sonnenlicht und Bewegung setzt und man glaubt gar nicht, wie befreiend und heilend es sein kann, barfuß herumzulaufen, direkt den Kontakt zum Boden zu spüren. Auch dadurch härtet man ab, ganz natürlich. Michael braucht keine Medikamente, auch Globuli nur ganz selten. Wenn es einen doch mal erwischt, sollte man es ausschwitzen, das hilft. Die inneren Kräfte gegen die äußeren aktivieren. „Wenn der Wirt stark ist, hat der Gast keine Chance“ hört man Michael sagen, das gilt auch für einen Virus. Was ist schon ein Virus? Wir sind ja ständig von Viren, von Bakterien und Krankheiten umgeben, das ist alles Teil des kosmischen Organismus, der uns alle verbindet. Eine große gemeinsame Energie, die ihren Ausgleich sucht, wie wie wie … Michael sucht nach dem passenden Bild. Die offiziellen Zahlen sind natürlich zu bezweifeln. Man darf nicht alles glauben, glaubt Michael zutiefst. 
Das alte Wissen gibt ihm Sicherheit. Was die Leute nicht kapieren, ist, dass die Natur immer ihren heilenden Weg findet, sich gegen die Gefahren der Umwelt zu wehren. Nicht umsonst haben die Menschen ein Immunsystem. Und das will trainiert werden. Es geht um die Impfung, natürlich geht es um die Impfung, ein anderes Thema gibt es gerade nicht zu diskutieren, gerade weil jetzt auch noch eine Verpflichtung eingeführt werden soll, sich impfen zu lassen. Mit einem Wirkstoff, der nicht nur unerprobt ist sondern auch tief in den menschlichen Körper, seine DNA eingreift. Wer weiß, wo das hinführt, denkt sich Michael, ob dies nicht der Anfang eines großen Experiments ist, an dessen Ende eine Reduktion der Menschheit oder ein tiefer Eingriff ins Bewußtsein der menschlichen Erscheinungen steht. Doch die Masse tausender Andersdenkender, die wie er anders denken, sind auch eine Chance zur Transformation in eine neue auratische Bewußtseinsstufe. 
„Liebe“, einfach nur „Liebe“ schreit er impulsiv laut aus, spürt er und umarmt den Punk, der am Rand die Kundgebung beobachtet und sich in dem Moment wohl nur „FUCKING HIPPIES“ denkt, während er Michael von sich wegstößt. Trotz all der Liebe will sich keine Verbindung herstellen, aber das kümmert ihn Michael nicht, er dreht sich um, reiht sich wieder ein, in die Demonstration und stimmt munter ein, in diesen Chor, der jetzt skandiert: „Heil. Heil! Heilung!“