13052019

als ich 2014 den versuch unternahm werner koflers „guggile“ als „guggile nach werner kofler“ (was der titel genau aussagte, hatte niemand verstanden) auf die bühne brachte, habe ich gefordert die in „guggile“ erwähnte ottokar kernstock-straße, in der werner kofler aufgewachsen war, und die werner kofler in „guggile“ auch mehrmals erwähnte und auch im zusammenhang mit der bedeutung erwähnte, was es heißt, eine straße nach einem glühenden nationalsozialisten zu benennen, der schon früh ein „hakenkreuzlied“ dichtete, umzubenennen. es lag auf der hand, sie werner kofler-straße zu nennen. ein sohn dieser stadt, ein künstler, der – bis auf sich selbst – nur wenigen etwas zu leibe getan hatte, bis er 2011 starb.
der dichter ging, der nazi blieb, bis heute. auch wenn vor drei jahren dann tatsächlich eine werner kofler-straße geschaffen wurde, allerdings – so wie man es bei dichtern pflegt – eine überaus unbedeutende und ins nichts führende straße, ich glaube, es ist sogar eine sackgasse. ein frevel würde ich sagen, fällt aber niemanden auf, ist eigentlich auch egal. denn straßennamen regen niemanden auf, außer man will endlich die würdigungen für nationalsozialistische künstler, wissenschaftler und politiker abschaffen. dann plötzlich gibt es gesprächsrunden, wissenschaftliche aufarbeitungen um immer und immer wieder zu beweisen, dass hier nicht einer positiven zukunft sondern einer nur als absolut negativ zu bewertenden vergangenheit gewürdigt wird. aber selbst das wird noch relativiert, denn heutzutage hat ja jeder seine meinung und jede meinung will auch gelten dürfen. also macht man erstmal nichts, oder nur wenig, nur nicht zuviel. vielleicht erübrigen sich auch alle diskussionen, denn die neuen zeiten, die eigentlich verrottete alte sind, brechen schon wieder an.

10052019

gestern nacht ist ein polizeiauto in der innenstadt ausgebrannt. direkt vor der polizeiwache haben unbekannte täter das auto in brand gesteckt. so wird vermutet, denn noch wird ermittelt.
die spuren sieht man heute noch. ein schwarzer fleck am asphalt, brandspuren, auch auf der fassade. da hat wohl wer geschlafen oder auch nicht, oft geht es schnell, ist das feuer erstmal gelegt.
vor jahren hatte ich hier ein unangenehmes erlebnis, immer wieder in den jahren war der gang zu dieser polizei-station mit unangenehmen erlebnissen verknüpft. das langsame tippen des inspektors als ich eine verlustanzeige aufgab, das gelangweilte fragenstellen in diesem zusammenhang. die gemächlichen und unwollenden bewegungen des polizisten. die genervten blicke seiner kollegin. daran erinnere ich mich. und an rauchende polizisten, die sich in der nacht aus dem fenster lehnen wie menschen mit pölstern an ihren fenstern, die geschehnisse davor betrachtend.
und ich erinnere mich eben daran, als ich mich einmal dazu aufraffte mich zu beschweren, mich aufzulehnen gegen eine exekutive gewalt, die ich so nicht hinnehmen wollte, und zwar zu einer zeit, wo das all cops are bastards zwar noch immer präsent war, aber etwas differenzierter über meine lippen kam. auslöser war eine banale situation in der ladezone. AUSLADEN, EINLADEN, wegfahren – alles erlaubt, dafür ist sie ja schließlich da. das sah nur der polizist, der gerade im begriff war einen fahrer zu kontrollieren etwas anders. denn als ich ausstieg und an ihm vorbeiging, meinte er mir mitteilen zu müssen, dass ich hier nicht stehen dürfe. ich wollte es ihm erklären, dass ich im begriff bin ein paar meter weiter etwas zu holen, dass ich dann einLADEN würde. aber entweder er glaubte mir nicht oder war schwer von begriff, weil er dann meinen ausweis sehen wollte, was ich nicht so leichtfertig machen wollte, weil es ja keine pflicht gibt, sich auszuweisen, sofern es nicht einen berechtigten grund gibt. das eskalierte schnell, was den fahrer, der gerade amtsbehandelt wurde, vielleicht freute, aber auf kosten einer anstrengenden diskussion meinerseits mit dem polizisten ging. er wollte meinen ausweis. ich wollte seine dienstnummer. so standen wir da, diskutierend. ich zeigte ihm schließlich die entsprechenden paragraphen, er gab mir seine dienstnummer, ich ihm meinen ausweis, wohlwollend, damit ich endlich einLADEN konnte. vielleicht war er besoffen, ganz offensichtlich aber ein überforderter typ in uniform, der zwanghaft sowas wie autorität auszuüben versuchte und dabei recht und rechtmäßigkeit und vor allem angemessenheit völlig aus dem blick verlor.
darüber beschwerte ich mich, detailliert, zwei seiten lang, schriftlich festgehalten bei seinem vorgesetzten, sitzend in der wache vor der gestern das polizeiauto ausbrannte (die täter werden wohl noch gefunden werden können). die begegnung mit dem unfähigen menschen in uniform war schon befremdlich, aber als ich da vor diesem vorgesetzten saß, wurde es erst wirklich befremdlich, denn mir wurde eröffnet, dass diese beschwerde, also dass ich diese beschwerde wohl nicht ernsthaft einbringen wolle, dass eine solche beschwerde, in der ich detailliert den ablauf und meinen eindruck eines scheinbar überforderten menschen in uniform, der staatsgewalt ausüben sollte und dem sogar zugestanden wurde, dies in dieser uniform tun zu dürfen, auch als eine beamtenbeleidigung aufgefasst werden könne und davor wollte er mich drohend bewahren. mein eindruck war nunmal, dass der mensch in uniform, der staatsgewalt darstellen durfte, völlig überfordert, übergriffig und – so nur mein eindruck – eventuell sogar betrunken war. aber das sei eine unterstellung, hieß es, das sei eine beleidigung, das sei keine beschwerde, das sei schon ein tatbestand. und der vorgesetzte dieses menschen in uniform empfahl, nein, befahl, dass ich diese beschwerde doch tunlichst und schleunigst zurückziehen solle, denn sonst – da kam die drohung – sich das alles gegen mich richten würde, dafür verwendet werde, alles gegen mich zu richten. festzustellen, nein, sogar zu behaupten, dass ein kollege im dienst betrunken gewesen wäre, sei eine beleidigung. dass genau dieser kollege betrunken gewesen sei, könne nur eine lüge sein, denn genau dieser kollege, so der vorgesetzte, das wisse er nämlich genau bei diesem kollegen, so der vorgesetzte, dieser kollege würde überhaupt nie trinken. ich verkniff mir damals zu sagen, dass man daraus schließen könne, dass andere kollegen ja vielleicht sehrwohl. ich ließ es. ich ließ auch die beschwerde, es war mir einfach zu mühsam. so verließ ich damals diese hässliche innenstadt-polizeiwache, die von stumpfsinn und einem zusammenhalt aus langeweile geprägt war und vielleicht auch heute noch ist, ohne ein weiteres wort. ich hätte es nicht über die lippen gebracht, das höfliche aufwiedersehen.
zwei wochen später wurde der kollege, dieser überforderte mensch in uniform, der berechtigt war, staatsgewalt auszuüben, eine waffe an seinem gürtel trug und offensichtlich dazu neigte, weniger zu reden als bellend befehle zu geben, von seinem sohn erschossen. er starb. der sohn wollte diesen tyrannen, diesen menschen in der vaterrolle, der glaubte, berechtigt zu sein, aus verinnerlicht patriarchalen strukturen, gewalt auszuüben, endlich loswerden. bis dahin hatte man ihm die beschwerden über seinen vater nicht abgenommen.